Freitag soll der Tag der Tage werden. Mir ist es egal, was der Wetterbericht sagt und ob die Vigia was gesehen hat oder nicht. Ich will raus und wir fahren raus. 7:30 Abfahrt vom Hafen.

Das Wetter ist gut. Die Sonne kommt raus und modeliert die Küstenlandschaft von Faial sehr schön aus.

Auch der Pico ist mal nicht von Wolken verhüllt, obwohl das nur kurz anhält.

Wir suchen den Kanal zwischen Sao Jorge und Pico auf. Dort waren gestern Pottwale gesehen worden. Vielleicht finden wir ja noch was. Marco rückt der Sache mit Hightech auf die Pelle. Hydrophone ist das Zauberwort.

Er lässt das Unterwassermikrophone ins Wasser und lauscht ob er die Klicklaut der Pottwale orten kann.

Fehlanzeige. Er hört Delphine, sonst nix. Also weiter.

Nach ein paar Minuten kommt Henry, der Second Skipper, mit einem Breitwandgrinsen im Gesicht zu mir.

BALEENWHALE!

JAAAA!!!!!!!

Ein Bartenwal ist von Pico aus gesehen worden, ein großer!!! Die Vigia ist sich noch nicht sicher, ob einer oder zwei.

Prima! dann mal los! 🙂

Es dauert noch eine Weile und dann können wir auch ganz entfernt den Blas sehen. Ich mach mich fertig.

Doch dann die Enttäuschung. Der Wal taucht nicht mehr auf. Was ist los? Kein Blas mehr zu sehen. Normalerweise machen Bartenwale 5 bis 7 Atemzüge und tauchen dann für 4 bis 7 Minuten ab und dann wieder von vorne. Doch der ist jetzt schon seit mehr als 15 min. weg. Ach menno…

Dann sehen wir ihn wieder. Er hat vollkommen die Richtung geändert. Er ist jetzt ca. 3 Meilen hinter uns und… es ist ein Whalewatchingboot bei ihm. GRRRRR……

Das bedeutet warten bis das Boot weg ist. Sch…

Nach einer halben Stunde taucht das zweite Boot auf. Also noch länger warten… und das dritte und vierte lässt auch nicht lange auf sich warten. Ich glaub es ja nicht. Wir sind mitten in dem Rudel von Schiffen und der Wal kommt in die PERFEKTE Position für mich. Er schwimmt direkt auf das Boot zu. Ich beiß gerade in die Reling…

AAAHHHHHHHHHHAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!

Es ist ein Finnwal…

Über zwei Stunden müssen wir auf die Chance warten. Erst dann sind alle Whalewachter verschwunden. Und mit dem letzten Boot verschwindet auch der Wal wieder. NEEEEIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNN!!!!

Ich werde wahnsinnig! 🙁

Es dauert noch mal eine Stunde, bis wir den Wal wiederfinden. Jetzt fangen wir an zu arbeiten.

Rein ins Rip und auf gehts. Ich will mein Glück versuchen.

Doch der Wal hat ganz andere Pläne. Er will fressen und ist nicht auf Wanderschaft. So haben wir die „Herausforderung“ das der Wal immer nur für 3 bis 4 Atemzüge an der Oberfläche ist und dann wieder taucht aber die Richtung nicht beibehält. Er taucht also mal rechts, mal links auf. Meist macht er sich gerade wieder fertig zum tauchen, wenn wir mit dem Boot auch nur ansatzweise in Position sind. Zwei Stunden fahren wir hin und her. Die Welle wird mehr und es wird schwieriger, den Wal zu sichten. Um 14:30 breche ich entnervt ab. Ich war nicht einmal im Wasser.

Südlich von Pico sind Pottwale gesichtet worden. Vielleicht geht da was.

1,5 Stunde Fahrt von Sao Jorge nach Pico vor Sao Meus. Es sollen mehrere Pottwale hier sein. Es sind aber auch noch Whalewatcher draußen.

Wir schauen und es sich wirklich ein paar Wale hier. Da muss doch was gehen…

Ab ins Rip und das Spiel beginnt von neuem. Ein Schuss mit der Kamera ins Blaue um zu sehen ob alles funzt.

Walkühe, Babys, Jungtiere Bullen … alles vertreten. Ich glaub es nicht. mindestens 10 Wale sind hier und die schwimmen auf einem Areal von 1x1km. Wenn das nicht klappt, dann geb ich es endgültig auf.

Ab ins Wasser und … der Wal dreht ab. AHHH… Nicht schon wieder!

Muss ich wirklich mit den Fischen an der treibenden Boje vorlieb nehmen?

Erneuter Anlauf. Diesmal mit mehr schwimmen. Wieder nix.

Mal mit dem Boot näher ran. Ganz langsam. Jetzt …

JAAAA!!!

Erwischt!

Und wieder rein. Ich sehe eine Walkuh mit Baby.

YES!!! Ein Weibchen mit zwei Jungtieren unterschiedlichen Alters. KLASSE!! 🙂

Dann sehen wir ein paar Wale Spyhooping betreiben. Sie sind dicht nebeneinander. Sollte es passieren, dass ich „Socializing Spermwhales“ erwischen sollte? Wale, die sich aneinander reiben…

Langsamg schwimm ich ran und tauche…

YEAAHHHHHHHHOOOOOOOOOOO!!!!!!!!!!!!!!!!!

EIN WAHNSINN!!!! 😀

So hat der Tag doch noch ein versöhnliches Ende genommen. 12 Stunden auf See. SEHR lang aber auch sehr schön! Ich bin glücklich und zufrieden.

Damit lass ich jetzt auch gut sein. Morgen fahre ich nicht mehr raus. Der Tag war gut und erfolgreich. Ich will mit einem Erfolgserlebnis aufhören. Morgen also relaxen, alles trocken, alles packen und nix mehr machen.